Zu Gast beim Weingut Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan

Geschäftsführerin Nazmiye Uzun von Bassermann Jordan - Bild von Maurice Keil

Die Region Rhein-Neckar steht für Lebensfreude, Kultur und – natürlich – exzellenten Wein. Doch wer sind die Menschen hinter den großen Etiketten? Wer sorgt dafür, dass Tradition bewahrt wird und gleichzeitig Innovation in die Flasche fließt?

Auf Rhein-Neckar-Insider.de starten wir heute unsere neue Kategorie: „Winzer der Region“. Wir wollen hinter die Kulissen der besten Weingüter schauen, die unsere Heimat weit über die Grenzen hinaus berühmt gemacht haben.

Den Auftakt macht ein Name, der wie kaum ein anderer für den deutschen Spitzenweinbau steht: Das Weingut Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan aus Deidesheim. Seit über 300 Jahren wird hier Weingeschichte geschrieben. Von 1718 bis heute haben Persönlichkeiten der Familie nicht nur den Weinbau in der Pfalz, sondern die deutsche Weingesetzgebung und Kultur maßgeblich geprägt.

Wir hatten die Gelegenheit, mit der Geschäftsführung Nazmiye Uzun über das Erbe des Hauses, die Herausforderungen des modernen Weinbaus und ihre ganz persönlichen Geheimtipps für die Region zu sprechen.

Rhein-Neckar-Insider: Bassermann-Jordan ist nicht einfach nur ein Weingut, es ist eine Institution. Wenn Sie durch die historischen Keller gehen, spürt man da die Last der 300-jährigen Geschichte oder ist es eher Ansporn?

Antwort GF: Ich bin seit 25 Jahren bei Bassermann-Jordan tätig und habe seit Juli 2023 auch die Ehre die Geschäftsführung zu übernehmen. Die Tradition sowie die lange Historie sind keine Last, sondern ein Ansporn, um das Weingut noch weiter voran zu bringen. Für mich ist Bassermann-Jordan eine Herzensangelegenheit!

Rhein-Neckar-Insider: Sie bewirtschaften einige der historisch bedeutendsten Lagen der Pfalz, wie den Deidesheimer Hohenmorgen oder das Forster Ungeheuer. Was macht diese Terroirs aus Ihrer Sicht so einzigartig und welches Potential schlummert in diesen Böden, das es jedes Jahr neu zu heben gilt?

Antwort GF: Der Deidesheimer Hohenmorgen ist eine einzigartige Terrassenlage an einem Südhang gelegen. Bringt Jahr für Jahr perfekt vollreife Trauben mit einem Potenzial von hervorragenden trockenen Grossen Gewächsen sowie edelsüße Spitzenweine bis hin zur Trockenbeerenauslese. Das Forster Ungeheuer liegt geschützt hinter dem Haardtrand und weist sehr kräftige Lehmböden auf, welche für eine durchgehend gute Wasserversorgung sorgt. Dies ist gerade im Zuge des Klimawandels von zunehmender Bedeutung. Die Weine des Ungeheuers brauchen etwas länger bis Sie sich vollständig entfalten aber bestechen dann durch ihr hohes Lagerpotenzial. 

Rhein-Neckar-Insider: Abseits der Herkunft hat natürlich jedes große Weingut seine eigene Handschrift im Keller. Wie würden Sie die aktuelle Stilistik des Hauses Bassermann-Jordan beschreiben? Was ist die geschmackliche Philosophie, an der man Ihre Weine blind erkennen kann?

Antwort GF: Unsere Weine stehen für die klassische Mittelhaardter Riesling Stilistik. Sie sind klar, fruchtbetont und zeigen eine elegante Mineralität. Unser Ziel ist es, die Weine so wenig wie möglich im Weinkeller zu beeinflussen, damit die Boden-Typizität auch im Wein zu schmecken ist.

Rhein-Neckar-Insider: „Während Sie die Anbaumethoden selbst steuern können, gibt das Klima den Takt von außen vor. Die Sommer in der Pfalz werden heißer, die Lese beginnt oft viel früher als früher. Vor welchen ganz konkreten Herausforderungen stehen Sie heute im Weinberg, die vor 20 Jahren noch gar kein Thema waren?“

Antwort GF: Klimawandel bedeutet vor allem, dass die Niederschläge sehr unterschiedlich verteilt sind. Wir arbeiten darauf hin, dass unsere Böden resilienter gegen diese extremen Wetterschwankungen werden. Dies bedeutet, artenreiche Begrünung über das ganze Jahr, Förderung der Bodenlebewesen und wenn wir neue Weinberge anlegen, führen wir eine mehrjährige Blühbrache durch.

Rhein-Neckar-Insider: „Ein großes Thema ist die Umstellung auf biologischen bzw. biodynamischen Anbau. Hand aufs Herz: Ist das für Sie primär eine Frage der ökologischen Verantwortung, oder sind Sie der Überzeugung, dass man diesen Schritt am Ende tatsächlich auch als Qualitätsplus im Glas schmeckt?“

Antwort GF: Zum einen ist es ganz klar die ökologische Verantwortung. Gerade im Weinbau wird seit Jahrhunderten mit herausragenden Weinlagen gearbeitet, durch unser ökologisches Wirtschaften möchten wir unser Kulturgut Wein auch für die nachfolgenden Generationen erhalten. Wir sind fest davon überzeugt, dass durch nachhaltiges Wirtschaften die Qualität im Weinglas auch zu schmecken ist.

Rhein-Neckar-Insider: Abseits der großen Gewächse und berühmten Rieslinge: Welchen Wein aus Ihrem Sortiment wird oft unterschätzt, sollte aber eigentlich in keinem Kühlschrank in der Rhein-Neckar-Region fehlen?

Antwort GF: Neben unseren bekannten Grossen Gewächsen ist der “Auf der Mauer” Riesling trocken ein echter Geheimtipp. Er stammt von Terrassenlagen aus Deidesheim, wird spontan vergoren (weinbergseigene Wildhefen) und besticht durch Mineralität sowie feine Würzigkeit. 

Rhein-Neckar-Insider: Zum Abschluss unsere „Insider-Frage“: Wenn Sie Besuch von außerhalb haben, der noch nie in der Pfalz war – an welchen Ort in der Region (außerhalb Ihres Weinguts) führen Sie ihn, um ihm die Schönheit unserer Heimat zu zeigen?

Antwort GF: Wir gehen gerne mit unseren Kunden, welche die Pfalz noch nicht wirklich kennen, durch die tollen Weinberge in Richtung Michaelskapelle und weiter zu den Forster Basaltseen. Diese sind ehemalige Vulkane und haben unsere Weinbergsböden in Forst geprägt. Es ist dort schon etwas mystisch, wenn man beim Waldspaziergang plötzlich vor einem Krater steht, gefüllt mit türkis gefärbtem Wasser. Wer noch über Kraftreserven verfügt wandert noch weiter zum Eckkopfturm, von hier hat man einen fantastischen Blick über weite Teile der Pfalz.